Persönlicher Geschmack in Zeiten von KI und Algorithmen & 5 Tracks für den Feierabend
Wie entdecken wir Neues in einer digitalen Welt, in der uns Algorithmen zum Kauf animieren, aber nicht inspirieren wollen? Dazu Musik für deinen Feierabend.
Musik für fünf verschiedene Feierabend-Momente. Von entspannt bis aktiv, von nostalgisch bis weltoffen. Dazu Gedanken von, mit, für und über den Feierabend.
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Woher weißt du, wann du etwas magst und wann nicht? Wieso magst du Bob Dylan, Bob Marley und Bob Ross, aber nicht Bob Geldof und Bob den Baumeister? (hypothetisch gesprochen, versteht sich!)
Mit unserem Geschmack ist das so eine Sache. Er ist komplex. Viele Faktoren entscheiden darüber, was, wann und warum wir etwas mögen. Sei es Musik, Essen, Kunst, Literatur, ein TikTok-Video. Das Problem heutzutage: Es gibt so viel in dieser Welt, was wir mögen könnten. Und alles ist in greifbarer Nähe.
Algorithmen versprechen uns, dass sie uns helfen, die Dinge zu entdecken, die wir wahrhaft mögen, unseren Horizont erweitern, Zeit sparen und ohnehin alles superflauschig-fluffig-tutto-bene machen. Alles das stimmt. Und zugleich reproduzieren und stärken sie kulturelle Hierarchien, schaffen Filterblasen, beseitigen Langeweile und zeitgleich auch Kreativität und Entdeckungsfreude, nutzen kognitive Verzerrungen durch Anker- und Primingeffekte. Und ich könnte hier jetzt noch ewig so weitermachen.
Diese Woche geht es um persönlichen Geschmack, wie Algorithmen darauf Einfluss nehmen und warum es sich lohnt, sich dessen kurz bewusst zu werden. Dazu 5 Tracks, die dir kein Algorithmus so zusammenstellen würde.
Eisbrecher der Woche
Fragen zum Warm-up für dich und andere Menschen – für neue Erkenntnisse und spannende Momente. Denn Feierabend macht man nicht nur allein!
Was war deine beste Entdeckung der letzten Jahre, die dir kein Algorithmus hätte vorschlagen können – weil sie zu schräg, zu persönlich oder zu zufällig war?
Ob die Schallplatte, die du nur wegen des Covers auf dem Flohmarkt gekauft hast, den Kinofilm aus der Sneak-Preview oder das von Oma geschenkte Buch, das sich überraschenderweise zu einer hervorragenden Urlaubslektüre entwickelt hat?
Ich bin gespannt auf deine Antwort! Schreib sie gerne in den Chat – dort findest du auch meine.
Wie schmeckt dein Geschmack?
Das Internet ist (an manchen Orten zumindest) wundervoll. So viele Dinge, die es zu entdecken gibt. Die mich Feierabend für Feierabend in ihren Bann ziehen. Ob nun das neue Album von Andrea Laszlo de Simone, die neue Staffel Slow Horses oder dieser fesch dreinschauende „erstklassige Gemüseschneider aus hochwertigem Edelstahl – Made in Germany“. Das alles klingt gut, das alles find’ ich gut! Bis mir auffällt, dass mir alles vorgeschlagen wurde. Von einem ausgeklügelten Algorithmus. Und ich mich dann frage, ob es mir wohl auch gefallen würde, wenn ich zufällig bei Karstadt draufgestoßen wäre.
Also habe ich den Recherche-Modus angeschmissen und mich durch einige Artikel geklickt und nach ein paar wissenschaftlichen Erkenntnissen gesucht. Wieso mögen wir Dinge, wie wählen wir sie aus und was haben Algorithmen damit zu tun?
Hier ist, was ich gelernt habe:
Je mehr Auswahl wir haben, desto weniger zufrieden sind wir mit dem, was wir wählen. Je weniger Auswahl, desto weniger aufregend zwar ist der Entscheidungsprozess – aber desto zufriedener sind wir später mit unserer Wahl.
Algorithmische Empfehlungen führen zu weniger vielfältigem Konsumverhalten (z.B. dem Hörverhalten bei Spotify) als „organische Suche“ – also wenn du einfach aus Neugier herumstöberst.
Menschen überschreiten immer seltener Genre-Grenzen, wodurch Feedback-Loops entstehen: Wir programmieren Algorithmen mit unserem Verhalten, die dann genau diese Muster wieder verstärken. Filterblasen halt.
Wir „entdecken“ zwar vielfältigere Formate als jemals zuvor, aber alle innerhalb einer begrenzten Weltanschauung. Nämlich unserer. Und festigen diese immer mehr.
Und dann gibt’s da noch dieses Engagement-Paradox – höheres Engagement auf digitalen Plattformen führt zu geringerer Zufriedenheit, was wiederum zu erhöhter Nutzung führt, was zu noch höherem Engagement führt. Ein algorithmisches Perpetuum-Mobile. Nur in irgendwie uncool.
Die bloße Wahrnehmung von „Das ist FÜR DICH“ manipuliert unseren Geschmack. Je höher die algorithmische Empfehlung, je mehr Sternchen, je höher der scheinbare „Wert“ – desto mehr sind wir bereit zu zahlen.
(Ein paar der Studien und Texte dazu direkt im Text verlinkt, hab aber noch ein paar weitere spannende dazu gefunden. Meld dich bei Interesse!)
Du merkst, es gibt hier eine Vielzahl an spannenden, verblüffenden, verstörenden und vielleicht auch besorgniserregenden Erkenntnissen. Und falls du – wie die meisten von uns – viel oder zumindest einige Zeit im Internet verbringst, lohnt es sich meiner Meinung nach, sich mit eben diesen Thematiken einmal näher auseinanderzusetzen. Ein guter Einstieg war für mich „Filterworld“ von Kayle Chayka.
Zwei Dinge stechen für mich momentan hervor:
Persönlicher Geschmack ist ein essenzieller Teil des Menschseins. Er macht uns zu uns. Je mehr wir die Suche nach und Bewertung von Dingen wie Musik, Kunst, Filmen – you name it – aus der Hand geben und uns daran gewöhnen, desto mehr degradieren wir uns durch die Technik zu passiven Konsumenten von generisch erzeugten Inhalten, die nur noch dem Zweck der Unterhaltung und Betäubung dienen. Und der Gewinnmaximierung einiger weniger Unternehmen.
Es ist spannend zu sehen, was und warum Algorithmen uns etwas anzeigen. Viel wichtiger aber wird die Frage: Was zeigen sie uns NICHT und warum nicht? Schon jetzt sind die algorithmischen Prozesse so komplex, die Gründe, warum wir A und nicht B angezeigt bekommen, so verschachtelt, dass manchmal die Unternehmen selbst nicht mehr genau nachvollziehen können, wieso dem so ist. Hier liegt ein wirklich nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial.
Aber was machen wir nun mit solchen Fragen, Feststellungen und Befürchtungen? Alle in das komplette, immerwährende, analoge Exil? Für einige vielleicht machbar, für die meisten aber aufgrund ihrer Arbeit unmöglich und aufgrund der Vielzahl von komfortablen Errungenschaften auch schlichtweg unsexy.
Ein erster Schritt liegt meiner Meinung nach in dem bloßen Bewusstsein über diese Tatsachen – und in gewisser Weise bei einem Blick nach innen: Zu wissen, wie ich selbst ticke, zu hinterfragen und zu entdecken, wie und warum ich manche Dinge mag und andere nicht, kann bestimmt nicht schaden.
Der zweite Schritt könnte es sein, die Online-Empfehlungen als algorithmisches Ergebnis und nicht als persönliche Empfehlung eines Freundes wahrzunehmen. Und vielleicht häufiger mal „nach dem Konsum“ zu reflektieren, ob das gerade eine gute Vorhersage, Empfehlung war – oder das Ergebnis zwar entertaint, aber nicht tief berührt und beeindruckt hat. Ich habe festgestellt, dass zweiteres viel häufiger bei mir der Fall ist, als mir so lieb ist. Oft nämlich bleibt die Erkenntnis: “Joa, war’n Thriller … aber kein besonders guter!“
Es scheint aber bereits ein Shift durch gewisse Teile der Internetgemeinde zu gehen. Viele spüren bewusst oder unbewusst, dass hier ein Spannungsfeld erzeugt wurde und weiterhin wird, das den Menschen, das Individuum immer mehr versucht, aus der Gleichung herauszunehmen, wegzurationalisieren. Und viele merken, dass dadurch eine Lücke entsteht, die dringend wieder mit einer persönlichen, menschlichen Note gefüllt werden muss, um das digitale Leben wieder lebenswert und liebenswert zu machen.
Erinnern wir uns also häufiger daran: aktiv konsumieren, seltener in die Passivität verfallen. Wieder mehr nach Dingen suchen, die nicht aus SEO-Optimierung, Reichweitenmaximierung, Engagement- oder Verkaufssteigerung ausgewählt und kuratiert worden sind, sondern weil ein echter Mensch dahinter mit echten Gedanken und Gefühlen den Drang verspürt hat, sie zu teilen – weil sie ihm wertig erschienen.
So wie zum Beispiel jemand, der hier jede Woche wunderbare Songs zusammenstellt, um zumindest eine Handvoll von Menschen dazu zu bringen, sie ebenfalls zu hören. In der Hoffnung, dass die Tracks ihnen ebenfalls so schöne, wunderbare Feierabend-Momente ermöglichen wie ihm. (Sorry für die plumpe Eigenwerbung! 😊)
Deshalb nun diese 5 Songs – die kein Algorithmus so zusammengestellt hätte:
Fünf Tracks für den Feierabend
Jeder Feierabend ist einzigartig. Dies ist mein Versuch, dieses Spektrum durch musikalische Hinter- oder Vordergrundbeschallung zu supporten. Jede Woche 5 Tracks für die Facetten deines Feierabends.
Für den Übergang | Different Styles of Smoothness
Grandmagneto – Everybody’s Talkin’
„Everybody’s talkin’ at me...” – genau so fühlt sich das an, wenn du im digitalen Raum unterwegs bist. Alle wollen deine Aufmerksamkeit, dir etwas verkaufen oder „kostenlos“ anbieten. Aber ich geh’ lieber dorthin, “where the weather suits my clothes”. An einen Ort, an dem ich entscheide, wem ich zuhöre.
Der französische Produzent David Chiron nimmt Harry Nilssons melancholischen Folk-Hit von 1969 und verwandelt ihn in einen Disco-Reggae-Groove – zusammen mit Blundetto aus Paris. 200 handnummerierte Vinyl-Exemplare, völlig unter dem Radar geblieben.
Der lässige Reggae-Groove lässt die Sonne direkt ins Herz scheinen und ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Warm, soulful, entspannt – aber nicht schläfrig verkifft. Die Bassklarinette legt einen weichen Teppich, während der Skank-Rhythmus dich sanft vom Arbeitsmodus wegzieht. Das ist Übergangsmusik pur – raus aus dem digitalen Dauerfeuer, rein in deinen Feierabend.
Dieser Track erinnert mich daran: Es gibt noch andere Wege, Musik zu entdecken, als durch die „Für Dich“-Seite zu scrollen. Manchmal findet man die besten Sachen durch echte Menschen. Oder durch puren Zufall.
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Hör das, wenn du merkst, dass dir der graue Herbsthimmel und das fehlende Vitamin D langsam zu schaffen machen.
Für das Innehalten | Deep Listening & meditation
Nicolas Jaar – Muse
Wer ist deine Muse? Wer inspiriert dich wirklich? Ein Algorithmus – oder verlässt du dich dann doch lieber auf das Urteil eines echten Menschen?
Nicolas Jaar, 1990 in New York geboren (chilenisch-palästinensische Wurzeln), hat mich damals mit seinen elektronischen Remixes umgehauen. Fast alles, was er angefasst hat, resonierte vollkommen in mir. Aber alles war irgendwie clubbig. Dann sah ich ihn 2015 live in der Hamburger Laiszhalle – und durfte erkennen, dass da noch so viel mehr drinsteckt. Wohlmöglich eine der besten Live-Musik-Erfahrungen, die ich je gemacht habe. „Muse“ stammt vom Album „Pomegranates“ (2015), aufgenommen zwischen Wohnungswechseln im Haus seiner Eltern. Kein Studio, nur ein Klavier, Mikrofone und Kopfhörer. Neo-Klassik trifft Ambient. Pitchfork nannte es eine Mischung aus Nocturne und Jazz-Ballade – das trifft es gut.
Auch wenn ich die groovigen Tracks von ihm sehr schätze, komme ich dennoch immer wieder auf „Muse“ zurück. Keine perfekte Studio-Produktion, kein algorithmus-optimiertes Arrangement. Nur Nicolas Jaar und ein Instrument. Die minimalistische Klarheit lädt zum tiefen Loslassen ein, zum bewussten Innehalten.
Dieser Track erinnert mich daran: Die Dinge, die mich wirklich berühren, finde ich selten durch Empfehlungen. Sondern durch Neugier, durch Live-Erlebnisse, durch echte Entdeckungen.
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Hör das, wenn du den Tag offiziell für beendet erklärt hast, dich mit einem Heißgetränk auf die Couch gelümmelt hast und nun einfach ein paar Minuten durchatmen und die Gemütlichkeit genießen möchtest.
Für eine Zeitreise | Vintage Vibes
Betty Davis – Anti Love Song
Irgendwie lässt mich dieser Song über meine Love-Hate-Beziehung zu Algorithmen nachdenken, auch wenn es natürlich um etwas vollkommen anderes geht. Zu sozialen Netzwerken, zum Leben im digitalen Raum generell. So vieles, das mich fuchst, nervt und stört. Und ebenso viel, was ich liebe, schätze und nicht mehr missen wollen würde. Betty Davis (1944-2022) war die Frau, die Jazz Fusion erst ermöglichte. Oder zumindest daran großen Anteil hatte.
Sie heiratete 1968 Miles Davis, spielte ihm Hendrix und Sly Stone vor, brachte ihn zu Konzerten und nach Woodstock, insistierte auf elektrischen Instrumenten. Das Ergebnis: „Bitches Brew“. Nach der Trennung 1969 – Miles sagte, Betty war „too much for him“ – machte sie ihre eigenen Alben. Nur drei zu Lebzeiten, dann zog sie sich zurück und lebte als Rekluse bis zu ihrem Tod 2022.
„Anti Love Song“ aus dem Jahr 1973 ist Funk mit Punk-Attitüde. Produziert von Greg Errico (Sly & The Family Stone), Larry Graham am Bass (der Typ hat den Slap-Bass-Style erfunden), Neal Schon an der Gitarre. Dirty, dreckiger Groove. Voller Energie, Selbstbewusstsein, Kraft und Mut.
Genau das Richtige, um müde Lebensgeister nach einem langen Tag wieder aufzupeppen. 1973 war ihr Debüt zu explizit für Radio, die NAACP protestierte, religiöse Gruppen blockierten Konzerte. Kein Support, keine Charts. Nur eine Frau, die Songs schrieb über das, was ihr wichtig war: Grenzen ziehen, bevor es zu spät ist. Miles Davis sagte über sie: “If Betty were singing today, she’d be something like Madonna, something like Prince, only as a woman.”
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Hör das, wenn du deinem müden Gemüt ein wenig Groove einpflanzen willst, um wieder in Schwung zu kommen.
Für den Horizont | Allerweltsmusik
Fai Baba – Veränderet
Wie haben sich deine Geschmäcker durch Algorithmen verändert? Welche wunderbaren Dinge hast du durch sie gefunden – und was hast du dadurch verpasst? Wie hast du dich verändert? Natürlich nicht zu beantworten. Aber dennoch ein spannender Gedanke.
Fabian Sigmund aus Zürich tourte zehn Jahre lang durch Europa als Psych-Rock-Musiker – alles auf Englisch. Dann zog er sich zurück. Ashram in Indien, Hirschfarm im Jura, Bauernhof im Aargau. Sein Yogalehrer sagte 2021: „Sing auf Schweizerdeutsch.“ Also tat er’s. „Veränderet“ erschien im August 2021 und wurde sein erfolgreichster Song mit über 1,5 Millionen Streams. Ohne Major-Label, ohne Playlist-Push.
Swiss Neo-Folk – ein Mix aus Psychedelic Soul und Americana, aufgenommen mit Sha (Bassklarinette), Reto Gaffuri (Bass), Arno Troxler (Drums). Irgendwo zwischen Serge Gainsbourg und Singer-Songwriter-Intimität. Die Bassklarinette legt ein Motiv, das wie ein Mantra funktioniert – repetitiv, aber nicht langweilig.
Allein dem Schwitzer-Dütsch zu lauschen, macht Spaß. Irgendwie kitschig, hippieesk, fast schon zu doll. Aber irgendwie auch genau richtig cheesy, um gute Laune mit einem Hauch Melancholie hervorzurufen. Die Lyrics: „Ich ha mich veränderet / Und es isch mer au so gliich / Will d Liebi wird sich nie verändere.” (Ich habe mich verändert / Und es ist mir egal / Denn die Liebe wird sich nie verändern.)
Persönlicher Geschmack ist ein essenzieller Teil des Menschseins. Er macht uns zu uns. Je mehr wir die Suche danach aus der Hand geben, desto mehr degradieren wir uns zu passiven Konsumenten. Dieser Track ist das Gegenteil davon – organisch gewachsen, menschlich kuratiert, echt.
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Hör das, wenn du in wohlwollender Melancholie über das Leben, die Liebe und das Menschsein nachdenken möchtest.
Für den Flow | Global Groove
Kurt Vile – Lost my Head there
“Had a little funky psychosis – oh sweet relief.” Charmant. Witzig. Gefällt mir. Kurt Samuel Vile, 1980 in Lansdowne, Pennsylvania geboren, ist der zentrale Akteur der Philadelphia-Indie-Szene und Co-Gründer von The War on Drugs.
“Lost my Head there” stammt von seinem 2015er Album “b’lieve i’m goin down...” – aufgenommen in zehn verschiedenen Studios quer durch die USA, unter anderem im legendären Rancho de la Luna in Joshua Tree. Fast sieben Minuten Piano-getriebener Track – ungewöhnlich für Vile, der normalerweise mit Gitarren-Jams arbeitet. Psychedelic Folk-Rock trifft Singer-Songwriter-Intimität, irgendwo zwischen Randy Newman und Neil Young. Piano als Lead-Instrument, unterlegt von Drum Machine, subtilen Hörnern, geschichteten Gitarren.
Klingt ein wenig nach: Kein Plan, kein fertiges Konzept – einfach Frustration in Musik verwandeln. Irgendwie wichtig, unseren Kopf nicht in all dem Gewurschtel der Reizüberflutung zu verlieren. Aber dennoch auch nicht verkehrt, manchmal einfach zu machen und Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen.
So interpretiere ich diesen Song für mich: Diese “funky psychosis”, wenn die Arbeitswoche dich mental zermürbt hat. Der therapeutische Reflex, zu Kreativität zu greifen statt zu explodieren. “I’d much rather levitate” – wegdriften für einen Moment, aber mit einem Augenzwinkern und ohne Selbstmitleid. Der entspannte Piano-Groove schafft eine meditative Trance, die gleichzeitig Eskapismus erlaubt und den Stress anerkennt.
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Hör das, wenn du auf deinen Tag zurückblickst und mit einem selbstironischen Schmunzeln feststellst, dass du dich schon wieder von unnötigem Quatsch hast stressen lassen.
Danke für die Aufmerksamkeit!
Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere Song dir ein paar Minuten wohlverdiente Auszeit ermöglicht und dich bei deinem Feierabend, wie immer er auch aussehen mag, unterstützt. Falls ein Song besonders gut passt, bin ich gespannt darauf zu hören, in welchem Moment, in welcher Stimmung er dich gefangen hat.
Und wenn dir gefällt, was du liest und hörst, freue ich mich darüber, wenn du TAoMF abonnierst und mit einer Weiterempfehlung honorierst.
In diesem Sinne: Schönen Feierabend.
Claas



